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Haus Mörner

Repräsentativer Sitz eines adligen Künstlers

Wilhelm Graf Mörner (1831 - 1911), Porträt von August von Wille

Noch sechs Jahrzehnte nach seinem Wegzug war die Erinnerung an der Roisdorfer an den ungewöhnlichen Mann, der von 1872 bis 1892 unter ihnen gelebt hatte, so lebendig, dass man 1953 eine neuangelegte Straße nach ihm benannte: Wilhelm Graf Mörner – ein aus Schweden stammender Bauforscher und Maler, dessen selbst entworfenes, schlossartiges Anwesen im Siefenfeldchen, wegen seines ockerfarbenen Anstrichs auch „Gelbe Burg“ genannt, bis heute von seinem Leben und Wirken in Roisdorf zeugt.

Was weiß man nun von diesem adligen Künstler?

Angehörige der Familie von Mörner, aus thüringischem Uradel stammend, wirkten Jahrhunderte lang im Königreich Schweden, wo sie auf Grund ihrer Verdienste als hochrangige Militärs und tüchtige Regierungsbeamte zu Beginn des 18. Jahrhunderts als „Mörner af Morlanda“ zunächst in den Freiherren- und bald darauf in den Grafenstand erhoben wurden. Jedoch nicht nur in königlichen Diensten machten sich Angehörige der Familie einen Namen: Auch als Maler sind mehrere von ihnen bis heute in Schweden bekannt und geschätzt.

Wappen der Grafen Mörner af Morlanda

Als Sohn des Kammerherrn Vilhelm greve Mörner af Morlanda und seiner aus Livland stammenden Gemahlin Laura Groen wurde Klaes Varner Vilhelm greve Mörner af Morlanda, wie er mit vollem Namen hieß, am 18. April 1831 auf dem väterlichen Gutshof Gåvertorp im Kirchspiel Lekaryds in der Provinz Småland geboren. Für den jungen Vilhelm war angesichts der militärischen Familientradition eine Karriere in der schwedischen Armee vorzeichnet, weshalb man ihn im Alter von 13 Jahren in das renommierte Kadettenkorps zu Karlsberg schickte. Er absolvierte dieses auch mit Anstand, wobei ihm das Abgangszeugnis des Jahres 1852 hervorragende Leistungen im Schießen und im Zeichnen attestierte, beides Fähigkeiten, die sein weiteres Leben wesentlich bestimmen sollten.

Als Unterleutnant trat Graf Mörner ins Södermannland-Regiment ein, doch zeigte sich zunehmend, dass die von seinen Vorfahren ererbte Neigung zu künstlerischer Betätigung stärker war als seine Begeisterung fürs Militärische. Er erbat sich daher 1855 Urlaub aus dem Regiment und nahm ein Studium an der berühmten Düsseldorfer Kunstakademie auf, wo der norwegische Maler Hans Frederik Gude eine Reihe von skandinavischen Studenten um sich versammelt hatte. 1858 quittierte er endgültig seinen Dienst und widmete sich fortan ganz seinen Studien in Düsseldorf, wo er der Künstlervereinigung „Malkasten“ beitrat. Von 1860 bis 1861 assistierte er dem Architekturprofessor Hugo von Ritgen bei den Wiederherstellungsarbeiten an der thüringischen Wartburg und entdeckte dabei seine Liebe zur Bauforschung.

Eisenbahnbrücke im Brühler Schlosspark, Zeichnung von Wilhelm Graf Mörner

Auch seine private Liebe fand Graf Mörner in Düsseldorf, wo zu dieser Zeit auch Elise Christine Giesler studierte, Tochter des aus Lüdenscheid stammenden, in Schloss Falkenlust bei Brühl wohnenden Friedrich Giesler und dessen Gattin Christiana Lambert, einer Engländerin aus Banstead-Surry. Elise Giesler kam damit aus wohlhabendem, wenn auch nicht aus adligem Hause: Ihr Vater, hatte sich mit allerlei Geschäften – u.a. der Gründung der Champagnerkellerei Mumm & Co. in Reims, der Erschließung von Braunkohlegruben bei Brühl, dem Bau der Bonn-Cölner-Eisenbahn und damit verbundenen Grundstücksspekulationen – ein beträchtliches Vermögen erworben. Der Grafentitel für seine Tochter dürfte ihm nicht ungelegen gekommen sein, so dass 1858 auf Falkenlust Hochzeit gehalten werden konnte. Vier Kinder sollten aus der Ehe von Wilhelm Graf Mörner und seiner Frau Elise hervorgehen.

Das junge Paar blieb bis zum Abschluss der Studien in Düsseldorf und wechselte danach mehrfach seinen Wohnsitz. Zunächst lebte man Weimar, dann wieder in Köln, in Bonn und in Brühl, stets unterbrochen von Studienreisen vor allem durch das Rheinland, auf denen Wilhelm unablässig mit großer Präzision Ortschaften, Gebäude, Möbel und Ausstattungsstücke in seinen Skizzenbüchern festhielt. Seine schwedische Heimat sah er nur bei kurzen Besuchen wieder.

Stoof'sches Gärtnerhaus in der Wolfsschlucht, 1993

Dieses unstete Wanderleben währte bis zum Beginn der 70er Jahre. Wohl mit den Mitteln, die ihr aus den Vermögen der nun verstorbenen Eltern zugeflossen waren, finanzierte die gräfliche Familie damals einen festen Wohnsitz in Roisdorf, also unweit der Heimat von Gräfin Elise. An diesem in der lieblichen Landschaft des Vorgebirges gelegenen Ort, der seit langem bei begüterten Städtern als reizvoller Sommeraufenthalt galt, bot sich ein geeignetes Baugrundstück an: Im unteren Hangbereich am Siefen, also am Ausgang der wildromantischen Wolfschlucht.

Hier hatte einst ein Gehöft gestanden, das der Familie Recht gehört hatte, und das später um ein weiteres Haus ergänzt worden war, in dem ein Sohn der Familie eine Gastwirtschaft betrieben hatte. In den 1840er Jahren hatte ein Kölner Weinkaufmann namens Stoof das Gelände aufgekauft und es durch benachbarte Parzellen ergänzt. Das ganze Terrain war damals zu einer prachtvollen Parkanlage mit Springbrunnen umgestaltet worden. Im oberen Teil hatte Stoof ein Plateau geschaffen, „Cölner Sitz“ genannt, von dem aus man das ganze Rheintal bis Köln, das Bergische Land und das Siebengebirge vor Augen hatte. Ein – bis heute erhaltenes – Gärtnerhaus gehörte ebenfalls zu der Anlage, die der auf der benachbarten Wolfsburg wohnende Kaufmann vor allem als Erholungsort für seine leidende Frau unterhielt. Nach dem Tod der Frau Stoof und wohl auch angesichts einiger finanzieller Schwierigkeiten stand das Ganze nun jedoch zum Verkauf.

Schloss Hemmerich

Der Ort schien Graf Mörner als wie geschaffen für die Errichtung seines Wohnhauses, konnte er doch von hier aus seiner – neben der Malerei und der Architektur – weiteren großen Leidenschaft frönen – der Jagd. Die Wolfsschlucht und der im oberen Teil sich anschließende Hüsbroich boten ein hierfür ideales Gelände.

Jn den Jahren zuvor hatte er bereits für befreundete Familien Pläne für den Ausbau ihrer Landsitze entworfen. Für die Erweiterung der 1868 Burg Kriegshoven in Heimerzheim hatte er prächtige Formen rheinischer Wasserburgen des frühen Barock gewählt. Als 1869 die Burg Hemmerich durch einen Brand zerstört worden war - sie ist heute nach ihrer erneuten Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs nur noch als Ruine erfahrbar - hatte Graf Mörner sie nicht in den früheren schlichten Formen wieder aufgebaut, vielmehr in aufwändigeren der italienischen Renaissance.

Haus Mörner, 1950er Jahre

Nun machte er sich nun an den Entwurf und den Bau seines eigenen Schlosses: Schlosses: Auf gegenüber dem Siefenfeldchen erhöhtem Niveau entstand ein dreigeschossiges, fünfachsiges Gebäude, dessen beide äußeren Achsen über dem unteren massiven Sockelgeschoss eckturmartig vorspringen und eine vor den drei mittleren Achsen gelegene Veranda einfassen. Während umlaufende Gesimse die horizontale Geschossgliederung betonen, wird die Vertikalität der Achsen durch Blendpilaster, durch die hohen und schmalen Fenster der einzelnen Geschosse sowie durch die kunstvollen Umrahmungen der Fenster der reichgegliederten Dachlandschaft hervorgehoben. Ein hohes Sockelgeschoss sollte Wirtschaftszwecken dienen, die beiden oberen Geschosse als Wohnbereich, während Schlaf- und Dienstbotenzimmer in der Dachzone platziert wurden. Eine Wasserleitung und Treibhäuser, eine Remise und Stallungen vervollständigten die Anlage; auch der Park wurde weiter ausgebaut und verschönert. Aus unbekannten Gründen nicht verwirklicht wurde eine repräsentative zweiläufige Außentreppe, die auf die Veranda führen sollte, so dass bis heute lediglich ein bescheidenes Portal im Sockelgeschoss den Eingang bildet.

Schloss Kriegshoven bei Heimerzheim, Tuschezeichnung von Graf Mörner

Insgesamt folgt der Bau vor allem Vorbildern des französischen Spätrenaissance des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, wie sie etwa bei den Schlössern an der Loire anzutreffen sind. Aber auch die Schauseite des Schlosses der Alfterer Fürsten, das Graf Mörner wenige Jahre zuvor baulich erforscht hatte, klingt an. Ebenso wie bei den Schlössern Kriegshoven und Hemmerich handelt es sich bei dem Roisdorfer Haus um ein typisches Beispiel für das sog. „introvertierte“ Bauen des Historismus, bei dem man danach trachtete, als ideal empfundene Bauformen der Vergangenheit mit den persönlichen Wohn- und Repräsentationsbedürfnissen der Menschen der Gegenwart in Einklang zu bringen. Graf Mörner ist dies außerordentlich gut gelungen. Er setzte damit bewusst einen eigenen und durchaus würdigen Akzent gegenüber den beiden älteren, unweit gelegenen herrschaftlichen Gebäuden: der nur 100 Meter entfernt in der Ebene gelegenen Wolfsburg, einer rheinischen Wasserburg der Spätrenaissance mit aus der Barockzeit stammender Vorburg, und dem wenig weiter, ebenfalls am Vorgebirgshang befindlichen Haus Wittgenstein, einem preußisch-klassizistischen, von Ernst Friedrich Zwirner entworfenen Landhaus der Jahrhundertmitte.

Guilhelmus Moerner
a Morlandensis comes
architectus
Eliza Giesler
coniuges aedificarunt
a.d. MDCCCLXXII

Inschrifttafel über der Veranda von Haus Mörner

- ist in etwas fehlerhaftem Latein auf einer Inschrifttafel über der Türe zur Veranda zu lesen und besagt, dass die Familie das neue Schloss 1872 fertig stellte.

Hier sollte Graf Mörner in den folgenden zwanzig Jahren seine produktivste Schaffensperiode verleben, von der eine Reihe von Skizzenbüchern zeugen, die er auf Studienreisen füllte, die ihn in die Schweiz und nach Norddeutschland (1877), in den Odenwald (1878), nach Schweden (1880) und an die holländische Küste (1882) führten. Er schuf hier darüber hinaus zahlreiche Gemälde: Porträts, Landschaften, Tierbilder.

Der Großteil dieser Gemälde ist heute leider verschollen; weniges befindet sich im Besitz von Nachkommen der Familie. Im schwedischen Nationalmuseum zu Stockholm wird die mit "W. Mörner" signierte "Landschaft mit Jäger" gezeigt. Auf kahlem, hügeligem Gelände erhebt sich, die Bildmitte beherrschend, eine krüppelige Kiefer neben einem mächtigen Felsbrocken. Eine mit Nadelwald bestandene Anhöhe im Hintergrund wird vom Morgennebel umwallt, der in die leichte Bewölkung des Himmels übergeht. Ein Jäger, in einer Lücke des das Gelände einfassenden Holzzauns stehend, legt an und zielt auf einen Hasen, der unvorsichtigerweise hinter dem Felsbrocken hervorhoppelt. Der Betrachter hat fast Angst, von der Kugel des Jägers getroffen zu werden. Insgesamt eine stimmige Jagdszene, wie sie zu dem passionierten Jäger Graf Mörner passt, von dem Feder- und Bleistiftskizzen von ähnlichen Jägern und auch Studien von markanten Bäumen und Waldstücken erhalten sind.

Landschaft mit Jäger, 1852 (?)

Selten gelangen Bilder von ihm in den Kunsthandel, so die beiden unten wiedergegebenen Bilder, die in den Jahren 2009 und 2010 bei einem Auktionshaus im schwedischen Uppsala angeboten wurden: Eine weite abendliche Küstenlandschaft, die in das Jahr 1857 datiert ist, sowie eine ebenso stimmungsvolle winterliche Szene des Gangs von Bauern in ihre mondbeschienene Dorfkirche, entstanden in den späten Jahren des Künstlers nach 1900.

Küstenlandschaft mit Abendhimmel, 1857

Auf dem Weg zur Christmette, nach 1900

Im Jahre 2012 tauchte bei einem Auktionshaus in Plauen ein in Schweden geschaffenes Gemälde des Jahres 1859 auf, das den nächtlichen Blick auf eine wohl italienische Einsiedelei bietet. Es ist "eine stimmungsvolle, kontemplative Nachtlandschaft mit effektvoll bewölktem Nachthimmel im hellen Mondenschein, welcher im Hintergrund schemenhaft Häuser aus dem Dunkel hervortreten lässt und eine Brücke mit Heiligenfiguren eindrucksvoll in Szene setzt. Stille liegt über der Landschaft, die zu schlafen scheint, wären da nicht die beiden Klosterbrüder, welche am Flussufer ins Gespräch vertieft sind, auch zeugt die spärliche Erleuchtung der Einsiedelei von der Gegenwart ihrer Bewohner - eine feinst lasierende, romantische Landschaftsmalerei in trefflich abgestimmter, zurückhaltender Farbigkeit", wie der Katalog des Auktionshauses hervorhebt.

Notturno mit Einsiedlei, 1859

Ein Fuhrwerk nähert sich einem einsamen kleinen Gehöft am Waldrand in einer weiten Landschaft, vielleicht in Schweden. Gewiss keine Szene aus dem Vorgebirge. Ein beschauliches Motiv, ohne die ansonsten für Graf Mörner charakteristische, sich oft in den bewegten Wolkenformationen über der Landschaft zeigende Dramatik. Dieses freundliche Gemälde aus dem Jahre 1859 kann seit 2018 bei Ebay erstanden werden, während ein Gebot für das undatierte düstere Gemälde "Bauerngehöft im Mondschein" bereits seit 2015 bei einem Berliner Auktionshaus nicht mehr abgegeben werden kann.

Fuhrwerk an einsamem Weiler, 1859

Bauerngehöft im Mondschein, undatiert

Die romantischen Rheinlandschaften, mit denen ein Kabinett im Südturm seines Schlosses kostbar ausgestattet ist, dürften nicht von Graf Mörner selbst, sondern von Düsseldorfer Malerfreunden stammen. Einen Eindruck von der Mörnerschen Malkunst vor Ort könnte indes ein Gemälde vermitteln, das bis heute in der Vertäfelung eines der ehemals herrschaftlichen Räume zu sehen ist: Es stellt die mythologische Szene dar, in der die Göttin der Jagd Diana oder Artemis den Jäger Aktaion, der sie und ihre Nymphen beim Bad beobachtet hatte, zur Strafe in einen Hirschen verwandelt, der dann von den eigenen Hunden zerrissen wird.

Bad der Diana

Der Roisdorfer Hüsbroich im Winter

Da das Gemälde nicht signiert ist, könnte es auch sein, dass es als das Werk eines anderen Malers anzusprechen ist, etwa als Werk des August von Wille, mit dem Graf Mörner im "Malkasten" verbunden war und der auch ein eindrucksvolles Porträt des Grafen geschaffen hat. In ihrer Malweise ähnelten sich beide Künstler, beide bevorzugten zudem Landschaftsdarstellungen in Abend- und Nachtstimmung. Auf jeden Fall hat das Gemälde einen betonten Bezug zu der erwähnten Jagdleidenschaft Graf Mörners.

Als Waidmann ist Graf Mörner auf einem Bild zu sehen, das lediglich als schwarz-weiß-Fotografie überliefert ist, der Darstellung einer Winterlandschaft im Roisdorfer Wald, oberhalb des Mörner’schen Anwesens. Stets begegnete Graf Mörner den Dorfbewohnern mit schlichter grauer Jagdjoppe und Kniehosen bekleidet sowie von Jagdhunden begleitet. Des Öfteren überließ er ihnen großzügig einen Hasen oder ein anderes Stück Wildbret, das er erlegt hatte.

Roisdorfer Wolfsburg, Aquarell Graf Mörners von 1867

Überhaupt wird sein Verhältnis zu den Roisdorfern als herzlich geschildert. Bisweilen trank der joviale Graf sein Bier in der Dorfschenke. Einem Goldhochzeitspaar überreichte er als Geschenk eine Zeichnung. Die Mörner’schen Kinder spielten ohne Hochmut mit den Dorfkindern; der Graf selbst lief mit ihnen auf dem zugefrorenen Burggraben der Wolfsburg Schlittschuh. Als seine beiden Töchter 1892 am gleichen Tag heirateten, sandte er an seinen Nachbarn, den Besitzer der Wolfsburg und Ortsvorsteher Wilhelm Rech, 500 Mark, die er im Namen seiner Töchter den Armen Roisdorfs zu übersenden bat, allerdings mit der Auflage, dass kein Bargeld verteilt, sondern den Notleidenden Brennmaterial, Fleisch, Brot, warme Kleider, Bettzeug etc. beschafft werden möge. „Welches dann auch am 19. Januar 1892 gewissenhaft geschehen ist. Ohne Ausnahme“, wie Rech später betonte.

Romantische Rheinlandschaft (Burg Rheinstein) im Kabinett des Südturms von Haus Mörner, Maler unbekannt

Dennoch ging es auf dem Mörner’schen Schloss durchaus hochherrschaftlich zu: Man hielt sich ein angemessenes Dienstpersonal von Gärtnern, Kutschern, Köchen, Dienern und Kammerzofen. Gerne empfing man befreundete adlige Familien des Vorgebirges, wie die von Weichs aus Rösberg und die von Nordeck aus Hemmerich. Geselligen Umgang pflegte man zudem mit den Düsseldorfer Malerfreunden. Als Protestant engagierte Graf Mörner sich für die evangelische Kirchengemeinde Bornheims, bei der er 1878 bis 1888 das Amt eines Presbyters ausübte.

Monatsdarstellungen in der Vertäfelung der ehemaligen gräflichen Wohnung

Weniger glücklich als ihr Mann fühlte sich in Roisdorf Gräfin Elise, der ein „unruhiger Geist“ nachgesagt wurde. Ein Nervenleiden setzte ihr zu, dessen Linderung sie sich bei ausgedehnten sommerlichen Aufenthalten in verschiedenen Kurbädern erhoffte. Sie erklärte, Roisdorf zu verlassen, sobald die Kinder versorgt seien. In der Tat begab sie sich nach der Hochzeit ihrer Töchter und nachdem auch die beiden Söhne das Haus verlassen hatten, nach Wiesbaden, um dort in einem Sanatorium ihren ständigen Aufenthalt zu nehmen. Eine Zeit lang blieb Graf Mörner noch mit einer Wirtschafterin im Roisdorfer Haus, beschloss dann jedoch, den Haushalt aufzulösen und ebenfalls wegzuziehen. Man entließ das Personal, verkaufte Mobiliar und Gemälde nach Köln, was zur Folge hatte, dass sich die Spuren eines Großteils der Werke des Grafen verlieren.

Clemens Freiherr von Wrede-Melschede (28.1.1897 - 24.2.1991)

Das Anwesen wurde fortan nur noch von einem Gärtner in Ordnung gehalten. Ein Bonner Arzt beabsichtigte, dort eine Wasserheilanstalt anzulegen, doch zerschlugen sich diese Pläne und auch der Bonner Gymnasialprofessor Halfmann pachtete es 1894 nur für kurze Zeit. 1898 erfolgte schließlich der Verkauf an den Freiherrn Ferdinand v. Wrede-Melschede, einen Rittmeister des Düsseldorfer Ulanenregiments und seine junge Frau Maria, geb. von Conring. Als letztes Mitglied der Familie verließ 1981 deren Sohn Dr. Clemens Freiherr v. Wrede-Melschede, Oberst der Luftwaffe a.D., das "Haus Wrede" genannte Schlösschen. Seither befindet sich in dem gründlich renovierten Hauptgebäude und seinen z.T. neu erbauten Nebengebäuden das "Haus Tauwetter", ein Zentrum für die Wiedereingliederung ehemaliger Drogenabhängiger, getragen vom Sozialdienst Kath. Männer, Köln.

Haus Tauwetter

Für Graf Mörner begann nach dem Weggang aus Roisdorf nochmals ein Wanderleben. Zeitweise wohnte er in Rheinbrohl und in seiner Jagdhütte in Hönningen, dann in Köln, Düsseldorf und Bonn. 1904 starb Gräfin Elise in Wiesbaden. Allein und vereinsamt verbrachte Graf Mörner weitere sieben Jahre in Koblenz, wo er, vermutlich an einem Krebsleiden, am 21. Januar 1911 verstarb.

Selbstporträt Graf Mörners als sitzender Jäger mit Gewehr im Anschlag, Federzeichnung

Ein trauriges Ende - und auch die Nachwelt urteilte wenig freundlich über Wilhelm Graf Mörner. Weder als Maler noch als Baumeister, so sagte man, habe er selbständige künstlerische Schaffenskraft besessen.

Diese Sicht ist heute nicht mehr aufrecht zu erhalten, werden die historistische Architektur und auch die der Düsseldorfer Malerschule zuzuweisenden Werke doch weit positiver bewertet als noch vor einigen Jahrzehnten. Die Bauten Graf Mörners können zweifellos als gelungene Beispiele der Schlossarchitektur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelten. Vielleicht gelingt es, noch andere der verstreut in Privatbesitz befindlichen Gemälde Graf Mörners aufzufinden und zu untersuchen, so dass auch eine ausgewogenere Beurteilung seiner Malkunst möglich sein wird. Unstrittig stellen die erhaltenen und beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege aufbewahrten Skizzenbücher des Bauforschers eine hochrangige Quelle für die wissenschaftliche Denkmalpflege dar.

Eine weitere Erforschung und Dokumentation von Leben und Werk Wilhelm Graf Mörners erscheint somit auf jeden Fall lohnend, kann dieser doch als originelle und faszinierende Künstlerpersönlichkeit gelten, wie sie nur das 19. Jahrhundert hervorbringen konnte.

Wilhelm Graf Mörner im Alter von 75 Jahren

Porträt von Adolf Lins ("der Gänselins")