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Grippekoven

Ein versunkenes Dörfchen bei Roisdorf

Siefenfeldchen

Niemand, der das in seinem ganzen Verlauf dichtbebaute, in seinem nördlichen Teil zu Bornheim, in seinem südlichen Teil zu Roidorf gehörende Siefenfeldchen durchfährt, ist sich heutzutage mehr bewusst, dass er sich eigentlich nicht durch zwei, sondern gleich durch fünf Dörfer hindurch bzw. an ihnen vorbei bewegt: Schon an der alten Post, an der das Siefenfeldchen in Bornheim beginnt, befindet er sich eigentlich in "Oberbornheim", einem in früheren Jahrhunderten durchaus vom eigentlichen Bornheim getrennten Ort. Weiter in Richtung Roisdorf, im Hangbereich südlich von Botzdorf, lag einst eine Hofsiedlung namens "Birtzberg". Zur linken Seite des Siefenfeldchens, in der ehemals sumpfigen Ebene, war einst das Dörfchen "Grippekoven" gelegen, und erst an der Kreuzung Siegesstraße/ Brunnenstraße/ Ehrental/ Siefenfeldchen, begann in früheren Zeiten der Ort Roisdorf. Die Dörfer Oberbornheim, Birtzberg und Grippekoven hatten weniger Glück als ihre unmittelbaren Nachbarn. Sie "fielen wüst", d.h. sie verschwanden irgendwann und nur Flurnamen erinnerten noch eine Zeitlang an sie.

Alter Weiher, Anfang 20. Jahrhundert

Allzu viel ist es indes nicht, was sich über die Hofsiedlung Grippekoven sagen lässt. Der Name "Grypekoven" wird erstmals fassbar in einer Urkunde des Jahres 1422. Diese Urkunde befindet sich im Archiv der Fürsten Salm-Reifferscheidt-Dyck, also der ehemaligen Inhaber der kurkölnischen Herrlichkeit Alfter, zu der Roisdorf und damit auch Grippekoven gehörten. Dass das Dörfchen in späteren Jahrhunderten überhaupt Erwähnung findet, ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass es nahe der in ihrem Verlauf lange Zeit umstrittenen Grenze der Herrlichkeit Alfter zur nördlich anschließenden Herrlichkeit Bornheim gelegen war. So wird z.B. anlässlich eines Bannbegangs, also eines Umgangs um die Grenzen Alfters, der im Jahre 1596 stattfand, der "Gripenkoven" genannt. Letztmals ist "Grippekoven" im Jahre 1736 nachzuweisen. Damals dürften sich dort allerdings bereits seit langem keine Gebäude mehr befunden haben.

Lage Gippekovens auf der Karte von Tranchot mit einem roten Kreuz markiert

Der ehemalige Standort Grippekovens ist durch die Erwähnung des Flurnamens dennoch einigermaßen gut auszumachen. Es befand sich östlich des sog. "Alten Weihers", zwischen der Bonner Straße und der heutigen Trasse der Vorgebirgsbahn bzw. Linie 18 und lag damit in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wolfsburg, dem früher mit Wassergräben umwehrten adligen Sitz, der sich heute als gut erhaltene rheinische Wasserburg der Spätrenaissance mit barocker Vorburg präsentiert. Die wehrhafte Wolfsburg dürfte somit eine Schutzfunktion für die Siedlung Grippekoven innegehabt haben.

Ansicht Roisdorfs von Renier Roidkin, 1730er Jahre

Die Lage Grippekovens in einer sumpfigen Niederung, dem "Gumme" genannten verlandeten Altarm des Rheins, wird auch für die Erklärung des ungewöhnlich klingenden Namens herangezogen, der nichts mit der ansteckenden Krankheit zu tun hat. Man leitet den Namen "Grippe" vom althochdeutschen "grappja/ greppja" bzw. mittelhochdeutschen "greppe/ grippe" her, was soviel wie Abwassergraben oder Furche zwischen zwei Äckern bedeutet und mit dem niederländischen "Gracht" verwandt ist. Auch unser Wort "Krippe" bezeichnete ursprünglich einen Graben, und zwar einen solchen im Stallboden, in den man das Futter für die Tiere schüttete.

Das Dörfchen wäre also ehemals, ebenso wie die Wolfsburg, als auf mit Gräben entwässertem Gelände befindlich bzw. von Wassergräben geschützt zu denken. Als für die Ville westlich von Bonn typischer Ortsnamensbestandteil dürfte "koven" - ebenso wie bei Dörfern Oedekoven, Impekoven, Birrekoven etc. - auf eine Entstehung in der fränkischen Landnahmezeit, also im 5. bis 7. Jahrhundert, verweisen. Der Dersdorfer Heimatforscher Horst Bursch hat daher ein fränkisches "Grippingahova" als ursprüngliche Bezeichnung vorgeschlagen. Die gleiche Etymologie scheint bei der Burg Kriegshoven bei Heimerzheim, etwa 8 km von Roisdorf entfernt auf der westlichen Seite des Villerückens, aber auch bei dem Ort Gripekoven in der Nähe von Wegberg bei Aachen vorzuliegen, nach dem heute zahlreiche, in ganz Deutschland verstreut lebende Familien benannt sind.

Das Gelände, auf dem sich Grippekoven mutmaßlich befand, wurde in den späten 1970er Jahren mit einer Reihenhaussiedlung, dem "Wohnpark Wolfsburg", bebaut, so dass man wohl niemals archäologische Spuren der Wüstung auffinden wird. Leider hat man es damals auch versäumt, dort zumindest eine Straße nach Grippekoven zu benennen.

So ist und bleibt Grippekoven für immer ein versunkenes Dörfchen.

Die hier gebotenen Informationen zu Grippekoven verdanken wir zum größten Teil den Publikationen "Horst Bursch, Die Siedlungsnamen der Stadt Bornheim. Eine Studie zur Toponymie und Siedlungsgeschichte des Vorgebirges, Bonn 1983" und "Horst Bursch/ Hildegard Heimig/ Hans Meyer, Die Stadt Bornheim. Mittelalterliche Ersterwähnungen der einzelnen Ortschaften, Bornheim 1996".