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Kalender 2003

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

Wohn- und Kontorhaus Custor, 1901

Bei der Festschrift, die der Brunnenpächter Wilhelm Custor aus Anlass seines 25-jährigen Firmenjubiläums 1901 herausgab, wurde an nichts gespart: In feinstem Kupfertiefdruck wurden dort sämtliche Anlagen und Gebäude des Brunnens abgebildet. Natürlich durfte auch das repräsentative Custor’sche Wohnhaus samt „Comptoir“ (Kontor) nicht fehlen. Dieses kunstvoll gezimmerte Fachwerkgebäude bildete ein reizvolles Ensemble mit dem auf der gegenüberliegenden Seite der Brunnenstraße gelegenen Haus, das durch mit feinem Sprossenwerk versehene Fenster geziert wurde und dessen Dachstuhl man von der 1888 abgebrochenen ersten Sebastianuskapelle übernommen hatte. Wenn sich auch beide Häuser heute nicht mehr so schmuck zeigen wie vor 100 Jahren, so sind sie doch überaus erhaltenswürdige Zeugnisse der Vergangenheit unseres Ortes.

Januar

Ehemaliges Stellwerk an der Brunnenallee, ca. 1955

Am 1. Juli 1929 konnte das erste Teilstück der Vorgebirgsbahn zwischen Bonn-Rhein­uferbahnhof und Waldorf seinen normalspurigen elektrischen Personenbetrieb aufnehmen. Gleichzeitig endete der vom Bonner Friedensplatz ausgehende Schmalspurbetrieb. Der „Feurige Elias“ hatte damit ausgedient. Die neue Strecke verlief in Roisdorf nun nicht mehr, von Alfter kommend, durch Brunnenallee, Friedrichstraße und Bonner Straße, sondern auf neuerrichtetem Damm durch die Lüste und den Alten Weiher auf Bornheim zu. Neben dem Bahnhof an der Siegesstraße und dem hinter dem Clarenhof gelegenen, dem elektrischen Betrieb dienenden Unterwerk, war auch die Errichtung eines Stellwerks beim Übergang an der Brunnenallee notwendig. Hier wurde auf Anweisung des Alfterer Fahrdienstleiters jeweils für die aus Bornheim kommenden Züge die Weiche zur Weiterfahrt nach Alfter oder zum hinter dem Brunnen gelegenen kleinen Güterbahnhof gestellt.

Februar

Haus Klemmer, ehemals Töpferei Mülhens, in der Bru

Der Vorgängerbau des heutigen Hauses Klemmer, gegenüber dem Mineralbrunnen gelegen, war in mancher Hinsicht bemerkenswert: Hier hatte Brunnenpächter Franz Mülhens, als im Jahre 1798 wegen der herrschenden Kontinentalsperre ein Bezug von Mineralwasserkrügen aus dem Kannenbäckerland nicht möglich war, die Krüge von aus dem Westerwald und aus Stuttgart herbeigeholten Töpferfamilien herstellen lassen. 1817 wurde im nun leerstehenden Drehsaal, im rückwärtigen Teil der Anlage, die erste Roisdorfer Dorfschule eingerichtet. Lehrer Franz Bilstein und sein Nachfolger Hilger Thiesen unterrichteten hier die Kinder des Dorfes bis 1837, als man aus dem Provisorium in das neuerrichtete Schulhaus, ebenfalls in der Brunnenstraße gelegen, umziehen konnte. Beim Abriss des Fachwerkhauses fand man neben Unmengen von Krugscherben noch ein mit aufbereitetem Ton gefülltes Holzfass, das an die frühere Funktion als Töpferei erinnerte.

März

Lastwagen vor der Versteigerungs-Zentrale, ca. 192

Mit der Einführung der elektrischen Uhr in neuerrichteten Gebäuden wurde im Jahre 1929 der Vertrieb der landwirtschaftlichen Produkte in der Roisdorfer Obst- und Gemüseversteigerung modernisiert und effizienter gestaltet. Das seit der Gründung 1920 genutzte Versteigerungsgebäude, die vormalige Waggonversandhalle der Brunnenverwaltung, wurde nun zur Versteigerungs-Zentrale umgebaut und im geräumigen Erdgeschoss der „Landesprodukten-Vertrieb“ eingerichtet, wo man Saatkartoffeln, Kunstdünger, Hühnerfutter, oder was sonst noch für einen landwirtschaftlichen Betrieb erforderlich war, erstehen konnte. Das Obergeschoss wurde für Wohnungen von Angestellten der Versteigerung genutzt.

April

Gründer der Freiwilligen Feuerwehr, 1903

Im August 1903 trafen sich 26 Roisdorfer Männer in der Gastwirtschaft Laufenberg in der Brunnenstraße und beschlossen, künftig bei jedem Feuer, ob in Dorf, Wald oder Flur, schnelle Hilfe zu leisten. Auch für jeden, der, sei es infolge eines Unfalls oder Unwetters, in Not geriet, wollte man sich bereithalten – und dies ohne jede Gegenleistung. Zum Brandmeister wurde Johann Weber gewählt, der dieses Amt bis 1928 ausüben sollte. Damit war in der Gemeinde Roisdorf das ins Leben gerufen, was in Bornheim bereits 1881, in Alfter 1902 gegründet worden war: eine eigene Freiwillige Feuerwehr. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Roisdorf – ein Jubiläum, das für alle Einwohner Anlass zum aufrichtigen Dank an die tapferen und unermüdlichen Angehörigen dieser segensreichen Gemeinschaft sein sollte.

Mai

Familie Mager vor ihrem Haus am Blutpfad, 1928

Ein schmuckes Fachwerkhaus thront seit eh und je am Blutpfad oberhalb von Roisdorf. Weit abseits von den übrigen Häusern des Dorfes, gab es in dem idyllisch gelegenen Gebäude noch bis vor wenigen Jahrzehnten weder Strom noch fließendes Wasser. Hier wohnte lange Zeit die Familie Mager, deren Zusammenkunft bei Musik an einem schönen sommerlichen Tag auf unserm Bild festgehalten wurde. Einst gehörte das Gebäude der Familie Imhoff/ Dederich, welche die Sandmühle beim Bahnhof an der Bonner Straße betrieb, und im Zusammenhang mit der Sandförderung in einer im Hangbereich des Blutpfads gelegenen Grube dürfte das Fachwerkhaus auch entstanden sein. Wanderer über den romantischen Blutpfad konnten zudem dort einkehren und sich an roh gezimmerten Tischen mit Bier bewirten lassen.

Juni

Roisdorf-Alfterer Rosenfest mit Wilhelm Maucher, 1

Seinen 100. Geburtstag hätte in diesem Jahr der am 25.1.1903 geborene Wilhelm Maucher feiern können, der direkt an der Grenze zu Roisdorf in der Südstraße zu Hause war, und dessen Wirken sich daher auch auf unseren Heimatort bezog. „Rebell vom Vorgebirge“ wurde er wegen seines unerschrockenen Einsatzes für die Belange der Bauernschaft am Vorgebirge nach dem Zweiten Weltkrieg genannt. Ein Rebell war er in mancher Hinsicht, lag er mit seinen politischen Auffassungen und seiner Lebensweise doch quer zu dem, was zu seiner Zeit am Vorgebirge üblich war. An den streitbaren Pazifisten erinnert bis heute der von ihm geschaffene „Friedensweg“ in der Nähe des Heimatblicks, ebenso das von ihm kreierte „Rebellenblut“. Als Beispiel seines Engagements für das dörfliche Brauchtum sei hier ein Bild des „Rosenfestes“ gezeigt, das er im Jahre 1949 organisierte. Ein festlich geschmücktes Rosenkönigspaar zog damals in offener Kutsche und von Reitern und Fahnenabordnungen begleitet von Alfter nach Roisdorf. Wilhelm Maucher verstarb am 11.11.1993.

Juli

Roisdorf aus der Vogelperspektive, 1956

Ein schöner Blick aus der Vogelperspektive auf zentrale Bereiche Roisdorfs macht die großen Veränderungen deutlich, die unser Heimatort in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr. Man sieht noch die alte Pfarrkirche St. Sebastian samt Pfarrhaus in voller Pracht, die Gebäude der Volksschule in der Brunnenstraße, in mehreren Bauabschnitten aneinandergefügt, und neben dem schon neuerbauten Kindergarten in der Siegesstraße auch noch das auch als Wohlfahrtshaus bezeichnete alte St.-Josefs-Heim, die ehemalige Gastwirtschaft Wirtz samt Tanzsaal, – lauter Gebäude, die in den kommenden Jahrzehnten dem Abriss zum Opfer fallen sollten. Im Siefenfeldchen deutet lediglich ein neues Haus im Hangbereich die bald folgende dichte Bebauung an.

August

Sturms Eis war das beste, 1950-er Jahre

Ein Eissalon auf dem Dorf – in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts noch völlig ungewöhnlich, doch sollte sich diese Idee des Bonners Peter Sturm als erfolgreich erweisen. Ab 1937 betrieb Sturm in der Friedrichstraße sein Geschäft, in dem er im Sommer Speiseeis herstellte, im Winter frischen Fisch anbot. Sturms Eis wurde nicht nur von den an der Gemüseversteigerung wartenden Bauern und den Arbeitern der Lederfabrik Gammersbach hoch geschätzt, sondern ebenso von den übrigen Bewohnern Roisdorfs, zu denen Tochter Marianne, die mit ihrem Mann Otto Schaefer das Geschäft später auf dem Herseler Weg fortführte, mit ihrem Eiswagen unermüdlich unterwegs war. Mancher wird sich auch noch an die Sturm’sche Eisbude erinnern, in der bei der Großkirmes auch Kokosecken und Weintrauben angeboten wurden. Zum allgemeinen Bedauern wurde das Geschäft 1992 aufgegeben.

September

Junggesellenverein „Freundschaftsbund“, 1950

Ebenso, wie dies heute noch üblich ist, ging es feucht-fröhlich zu, wenn der Junggesellenverein „Freundschaftsbund“ unterwegs war, der sich nach dem Krieg 1946 wieder zusammengefunden hatte und ausschließlich aus im Oberdorf wohnenden Mitgliedern bestand. Von „dicker Trumm“ und „Quetschebüggel“ begleitet besuchte die heitere Gesellschaft, von den Kindern des Dorfes bestaunt, die Junggesellen- oder Kirmesfeste in den Orten ringsum. Ob unser Bild bei der Roisdorfer Kirmes aufgenommen wurde oder bei einer anderen Gelegenheit, ist nicht recht klar. Jedenfalls dokumentiert es, dass man trotz der noch recht entbehrungsreichen Nachkriegszeit die Jugend und den wiedergewonnenen Frieden genoss.

Oktober

Erntedankfestzug, Anfang 1950-er Jahre

Allerhand Themen aus dem landwirtschaftlichen Bereich stellte man zu Beginn der 1950-er Jahre in den Erntedankfestumzügen dar, die, vom Heimatverein unter Leitung von Lehrer Görtz organisiert, durch den Ort zogen. Phantasievolle Wagen und Gruppen stellten die Roisdorfer Landwirtschaft in Gegenwart und Vergangenheit dar, sei es, dass man altertümliche Ackergeräte oder Nutzvieh vorführte oder an das „6-Ührchen“ erinnerte, eine einstmals gepflegte gemütliche Ruhepause in der ländlichen Arbeit. Wie „Et Overdörp spritz!“ demonstrierte ein Festwagen, den man hier vor dem Mineralbrunnen sieht.

November

Lehrer Josef Görtz mit seiner Schulklasse, ca. 193

Mit der letzten Fahrt des „Feurigen Elias“ kam im Jahre 1929 ein junger Mann nach Roisdorf, der jahrzehntelang die Roisdorfer Jugend maßgeblich beeinflussen sollte: Josef Görtz, 1908 geboren, wirkte bis 1971 als Lehrer bzw. später Rektor an der Volksschule und machte sich darüber hinaus um unser Dorf verdient, indem er das Ortsgeschehen bis zu seinem Tod 1989 fotografisch festhielt. Keine Fronleichnamsprozession, kein Karnevals- oder Martinszug und keine Großkirmes, auf der er nicht mit seinem Fotoapparat präsent gewesen wäre. Dieser Kalender wäre kaum möglich, hätte er nicht vielen Roisdorfern seine Fotos gegeben. Unser Bild, das ihn als Junglehrer in Roisdorf zeigt, wurde kürzlich in seinem Elternhaus in Friesdorf aufgefunden.

Dezember

Hochaltar der alten Pfarrkirche, 1930-er Jahre

Bereits 1876 in gottesdienstlichen Gebrauch genommen, sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis die Ausstattung der Roisdorfer St. Sebastianuskirche vollendet werden konnte. So verwendete man zunächst einen aus dem Endenicher Kloster zur Ewigen Anbetung übernommenen Altar, bis man ihn 1890 durch einen im neuromanischen Stil gestalteten Hochaltar ersetzen konnte. Der hölzerne Altaraufbau mit der Kreuzigungsgruppe und den Statuen des hl. Sebastian und des hl. Papstes Fabian bezog man, ebenso wie einen Beichtstuhl, Lesepulte, eine Herz-Jesu- und eine Herz-Mariä-Statue und Kniebänke, von der Firma Dahlmanns in Saeffelen am Niederrhein. Somit war rechtzeitig zur Erhebung der Filialgemeinde zur Pfarrgemeinde 1891 und der Weihe der Kirche 1892 der Chor mit einem prachtvollen Altar und mit weiteren würdigen Ausstattungsstücken versehen, die z.T. bis heute in der neuen Pfarrkirche St. Sebastian Verwendung finden.

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