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Kalender 2013

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

Dietkirchener Hof, ca. 1975

Quelle: Vendel, Oberdorfer Weg

Fast 400 Jahre lang beherrschten der Giebel und der Torbau eines stattlichen Fachwerkbaus den Oberdorfer Weg: Die Bedeutung des bei den Roisdorfern als „Vendelshof“ bekannten, historisch korrekt „Dietkirchener Hof“ anzusprechenden Anwesens lag nicht zuletzt darin begründet, dass sich hierauf die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Roisdorf“ bezieht. In einer Urkunde des Frauenklosters Dietkirchen bei Bonn aus dem Jahr 1113 nämlich bestätigte die Äbtissin Adelheid den Angehörigen des klösterlichen Weinguts in der „villa, quae dicitur Ru-chestorp“, also im „Dorf, das Roisdorf genannt wird“, ihre Befreiung von der Leibeigenschaft. Wäre der Hof nicht schließlich der Vergänglichkeit alles Irdischen anheim gefallen, so hätte er heute im Jahre 2013 im Zentrum des Gedenkens an die Ersterwähnung Roisdorfs vor genau 900 Jahren stehen können. So bleibt uns allein die damalige Urkunde als bis heute erhaltenes Zeugnis. Es ist jedoch schön, dass mit ihr am Anfang der schriftlichen Überlieferung zu Roisdorf ein „Freilassungsbrief" steht: Die ersten Roisdorfer, deren Namen wir kennen, waren Menschen, die stolz auf ihre Freiheit waren und sie zu behaupten wussten. Feiern wir mit ihnen, und zwar beim großen Jubiläumsfest am 4., 5. und 6. Mai 2013!

Januar

Die Meisterin im „Korkenflitschen“, Ende 1960er

Quelle: Vendel, Oberdorfer Weg

Während die Roisdorfer Großkirmes in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Aufschwung erlebt hat, ist das Bewusstsein für die Kleinkirmes, also das Patronatsfest am Sonntag nach dem Tag des hl. Sebastian, eher gesunken. Immerhin halten die Mitglieder der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft ihr Patronatsfest samt Krönungsball an diesem Wochenende ab, pflegt man im Oberdorf die schöne Tradition des Waldgangs. Jung und alt machen sich – in den letzten Jahren sogar mit erfreulich steigender Teilnehmerzahl – in den winterlichen Wald auf den Höhen über Roisdorf auf, eine fröhliche Angelegenheit, die ihren Höhepunkt in der Krönung eines Waldkönigs und einer Waldkönigin findet – wenn auch der Abschluss in der Oberdorfer Gaststätte „Alt-Roisdorf“ heute leider nicht mehr möglich ist. Beliebte Sportart beim Waldgang in früheren Jahrzehnten: Das „Korkenflitschen“, bei dem der auf einem Stock platzierte Weinflaschenkorken möglichst weit „weggeflitscht“ werden musste. Unter den belustigten Blicken der anderen anwesenden Damen beweist hier „Tüüte Klöer“ (Klara Klapproth) ihre große Geschicklichkeit.

Februar

„Die Aale von 1938“, 1958

Quelle: Schmidt, Donnerstein

Im Jahre 1938 gründete sich das „Damenkomitee Rot-Weiss Germania“, das die tragende Säule des Roisdorfer Karnevals in der Nachkriegszeit bilden sollte. In diesem Jahre 2013 hätte es sein 75jähriges Jubiläum feiern können. So lange hat das Damenkomitee nicht überlebt, doch wurde auch schon sein 20jähriges Jubiläums im Jahre 1958 begangen – und dies auf echt rheinische Art, nämlich als liebenswürdige „Veräppelung“: Für den Weiberfastnachtszug, der sich auf unserem Bild, wie auch heute, vor der ehem. Gammersbach‘schen Fabrik seine Aufstellung nahm, wurde ein kleiner Lieferwagen kurzerhand zum rot-weißen Festwagen ausgebaut, darauf drei bestgelaunte Männer, angeführt von „Flöte Jöanche“ (Johann Schmidt), verkleidet als die Spitzen des Damen- komitees: Als „De Jött“ (Christine Vendel), „Et Jenna“ (Marianne Vendel) und „Et Battasch“ (Jakobine Batta). Die auf diese Weise als „Die Aale von 1938“ vorgeführten Damen dürften die gelungene Persiflage mit angemessenem Humor aufgenommen haben.

März

„Morjensjlock, Morjensjlock!”, ca. 1958

Quelle: Mäsgen, Brunnenallee

Viel hat sich, außer der Kleidung der Beteiligten – auf unserem Bild Paul Balg, Günther Weingartz, Rudolf Görtz und Wilfried Heuser – nicht geändert: Wie seit jeher ziehen an den Kartagen, d.h. an Karfreitag und Karsamstag, die Messdiener in Gruppen durch den Ort, um mit hölzernen „Kleppern“ die Tageszeit anzusagen, sind doch die Glocken, die dies sonst tun, seit dem Gloria der Gründonnerstagsliturgie verstummt – sie sind, wie jeder weiß, nach Rom geflogen, um Milchsuppe zu essen. Mit dem lautstarken Geklapper wechseln sich rhythmische Gesänge ab, vorgetragen in reinstem Vorgebirgsplatt: „Morjensjlock, Morjensjlock! Wat ös der Daach su schwer on stell, do Jottes Sonn sich offere well!“, oder auch „Ovendsjlock, Ovensjlock! Der Häer hät Rauh, er litt em Jrav, Ühr Löckche bett für en joode Naach!“ … Auch wenn sie in der Regel ihre liebe Mühe mit der korrekten Aussprache haben, ist dieser heilige Lärm an den sonst stillen Tagen bei den Roisdorfer Kindern beliebter denn je: Mehr als 30 von Ihnen sind in emsigem Dauereinsatz bis zur feierlichen Liturgie der Osteracht – im Pfarrheim gut verpflegt und betreut von einer engagierten Mannschaft Älterer, die ebenfalls ihren Spaß an der Sache haben.

April

Traditionsreiches Handwerk, ca. 1950

Quelle: Dahlen, Schussgasse

Neben Landwirtschaft und Industrie brauchte sich das Roisdorfer Handwerk nicht zu verstecken: Von Generation zu Generation weitergegebene Handwerkskunst prägte so auch die Werkstatt von „Schuster Weber“ in der Bachgasse, im Herzen des Oberdorfs. Wessen Sohlen durch- und Absätze abgelaufen waren, brachte seine Schuhe kurzerhand dorthin, wo sich die Familie Weber mit großem Geschick um die Behebung der Schäden kümmerte. Doch auch, wer haltbare neue Arbeitsschuhe und Stiefel oder elegante Sonntagsschuhe brauchte, wusste sich in der mit Gerätschaften und Arbeitsmaterialien vollgestopften Werkstatt bestens bedient, in der stets ein unverwechselbarer würziger Geruch von Leder und Leim herrschte. Auf unserem Bild in Aktion zu sehen: Vater Heinrich Weber, Sohn Toni Weber und Enkel Heinrich Nolden.

Mai

Ein Blütenteppich für das Allerheiligste, ca. 1973

Quelle: Vendel, Oberdorfer Weg

In allen Jahrzehnten ein lohnendes Fotomotiv: Das Schmücken der Straßen zur Vorbereitung der Fronleichnamsprozession. Tagelang vor dem Fest werden Blüten von Bartnelken oder „Katzeköpp“ (Pfingstrosen) gesammelt, Akazienblätter „jeströpp“ und Farn geschnitten, um dem Allerheiligsten einen würdigen Prozessionsweg zu bereiten. Auch wenn es heute keine durchlaufenden Blütenteppiche auf den Straßen mehr gibt, so überbieten doch immer noch überall im Dorf Nachbarschaften einander mit dem Aufbau der farbenprächtigen Stationsaltäre. Auf unserem Bild sind es die Anwohner des Oberdorfer Weges, die vor dem „Vendels Hof“ (Dietkirchener Hof) den Teppich auslegen. Es scheint so, als hätten sie sich für dessen Muster von der bunten Kittelschürze einer der beteiligten Damen inspirieren lassen.

Juni

Eröffnung der Shell-Tankstelle, ca. 1954

Quelle: Stadtarchiv Bornheim

Der Aufschwung der Nachkriegszeit war nicht zu übersehen: Der Autoverkehr schwoll in der Mitte der 1950er Jahre an und die hierfür erforderlichen Einrichtungen des modernen Lebens hielten auch in Roisdorf Einzug. So reichte die bescheidene Zapfsäule an der Wirtschaft Unkelbach, aus der die wenigen Motorfahrzeuge im Dorf bislang ihren Treibstoff erhielten, bald nicht mehr aus, wurde auf einem Gartengrundstück auf der anderen Seite der Bonner Straße eine eigene Tankstelle der Firma Shell neu errichtet, samt schmuckem gläsernem Kassenhäuschen. Eine der ersten Kundinnen der neueröffneten Tankstelle war offenbar eine junge Frau mit schickem VW-Cabrio. Auf unserem Foto hält der kompetente Tankwart, der ihr die Quittung reicht, galant die Fahrzeugtüre auf. Die Szene ist erscheint sorgfältig arrangiert, die Aufnahme mithin eine gestellte, die zu Werbezwecken dienen sollte. Bis in die 1990er Jahre blieb die Tankstelle, später lange Zeit betrieben von Kentenichs Köbes, eine Roisdorfer Institution.

Juli

Spaziergang, den Lindenberg hinunter, 1969

Quelle: Schwarz, Brunnenstraße

In früheren Jahrhunderten neben der Schussgasse die einzige Verbindung von Dorf und Oberdorf, bildet der Lindenberg – benannt nach einer früheren Halfenfamilie (Pächterfamilie) Linden des Metternichsbergs (heute Haus Wittgenstein) – bis heute nicht nur einen Nutzweg, sondern auch einen beliebten Spazierweg sowie den am Karfreitag begangenen Kreuzweg. Noch immer öffnet sich die schöne Aussicht auf die mächtige Dreiturmgruppe der ehemaligen Pfarrkirche St. Sebastian. Unser Bild, auf dem noch ein am Ausgang des Lindenbergs gelegenes Fachwerkhaus sowie, durch das Laub durchscheinend, das Umspannwerk der Vorgebirgsbahn zu erkennen ist, sollte im Jahre 1969 für Spenden für die Renovierung der Pfarrkirche werben – ein Unternehmen, aus dem bekanntlich nichts werden sollte, erwies sich die Statik der Kirche doch als so bedenklich, dass man sich zum Neubau an anderer Stelle entschloss, ob zu recht, ist heute müßig zu beurteilen.

August

Kriegstrauung vor dem Marienaltar, ca. 1942

Quelle: Berrisch, Schussgasse

Nur eine kleine Hochzeitsgesellschaft hat sich vor dem Marienaltar der Pfarrkirche eingefunden. Die Braut in schlichtem, weißem Kleid ohne Schleier, der Bräutigam in Uniform: Eine Kriegstrauung, wie sie in jenen Tagen des Zweiten Weltkriegs üblich war, ein Tag des überschatteten Glücks der Brautleute, überschattet von der Sorge, wie es der Ehepartner, von dem man sich bald wieder verabschieden muss, an der Front oder in der Heimat ergehen wird. Unser Bild ist übrigens das einzige bekannte Foto des alten Marienaltars, von dem neben noch einiges erhalten ist: die heute in der Turmkapelle befindliche Altarmensa, die im Pfarrheim aufgestellte Statue der Muttergottes und das Reliefs der Krönung Mariens in der Sakristei. Links an der Wand zu sehen sind Ausstattungsstücke der ehemaligen Sebastianuskapelle am Lindenberg: Das Altarbild der „Heimsuchung“, heute in einem Privathaushalt befindlich, und zwei inzwischen verschollene barocke Engelchen.

September

Der Paias muss brennen! Ca. 1967

Quelle: Mangels, Bonner Straße

Als die neugegründeten Heimatfreunde Roisdorf im Jahre 1991 das alte rheinische Brauchtum der Paiasverbrennung nach langen Jahren des Vergessens wiederaufnahmen, so erfolgte dies auf die Anregung des Hauptakteurs auf unserem Bild, des heutigen Ortsvorstehers Harald Stadler. Dieser hatte sich bereits in der Zeit, in der er sich in der Jugendarbeit der Kolpingsfamilie engagierte, mit den Jugendlichen einen feucht-fröhlichen Paiasumzug durch den Ort unternommen, um den Kirmeskerl schließlich unter allgemeinem Gejohle seiner Bestimmung zuzuführen, nämlich mit Sprit zu übergossen und verbrannt zu werden. Auf unserem Bild wird er u.a. assistiert von dem heutigen Präsidenten der KG Vorgebirgssterne, Gottfried Gratzfeld. Bis heute bildet die Paiasverbrennung mit voraufgehender öffentlicher Verhandlung auf dem Kirchenvorplatz den spektakulären Abschluss der Roisdorfer Großkirmes.

Oktober

„Musi – Gaudi – Radi“, 1967

Quelle: Musikfreunde Roisdorf

E Oktoberfess ze Roisdep? Wat soll dat dann?“ – Unverständnis und Spott schlug den Musikfreunden entgegen, als sie sich im Jahre 1962, drei Jahre, nachdem sich der vormalige „Mandolinen-Club Roisdorf“ zu einem Blasorchester gewandelt hatte, dazu entschlossen, unter dem Motto „Musi – Gaudi – Radi“ ein Oktoberfest bayerischer Art im Festzelt durchzuführen. Irgendwie schien das nicht in das Brauchtum des Vorgebirges zu passen, und auch die alpenländisch angehauchten Trachten, in die sich die Musiker – samt ihrem Dirigenten Helmut Reuter – kleideten, wirkten etwas befremdlich. Gleichwohl wurde das Oktoberfest – wir sehen die Musikfreunde hier einige Jahre später vor dem Roisdorfer Ehrenmal – ein voller und langanhaltender Erfolg: Süddeutsche und rheinische Mentalität und Musikalität mischten sich aufs Glücklichste. Das Oktoberfest entwickelte sich, wie man 2009 mit Stolz im Jubiläumsheft „50 Jahre Blasorchester“ vermerkte, „schnell zu einem der geselligen Höhepunkte im Vorgebirge, wurde viel kopiert und ist seitdem nicht mehr aus dem Roisdorfer Veranstaltungskalender wegzudenken.“

November

Die Bahn war sein Leben, ca. 1930

Quelle: Vianden, Güterbahnhofstraße

Mehr als 40 Jahre leistete Peter Vianden seinen Dienst als Bahnbeamter, davon die meiste Zeit am Roisdorfer Bahnhof, dem schönsten an der vielbefahrenen Strecke zwischen Bonn und Köln. Stolz präsentiert er sich auf unserem Bild mit weiteren Mitarbeitern auf dem Bahnsteig. Die Bahn war Viandens Leben – und tragischerweise fand dieses Leben auch dort unweit der Bahnstrecke sein Ende: Am 6. März 1945 wurden die Roisdorfer Bahnanlagen von amerikanische Artillerie beschossen, Peter Vianden und seine Frau vor ihrem Haus in der Güterbahnhofstraße dabei schwer verletzt. Nur unter großen Schwierigkeiten gelang es, die Verletzten in das Notkrankenhaus im Dransdorfer Bunker bringen, doch waren die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung dort begrenzt. Zwei Tage später – die Amerikaner waren inzwischen in Roisdorf einmarschiert – verstarb Vianden an den Folgen seiner Verletzungen.

Dezember

„Nik‘laus, ko-homm i-hin unser Haus …!“, 1956

Quelle: Gierlich, Siefenfeldchen

Da mochte der heilige Nikolaus noch so gütig schauen: Dem kleinen Mann auf dem Arm seiner Mutter steht die Angst noch im Gesicht geschrieben. Immer waren es zwiespältige Gefühle der Kinder vor dem Besuch des heiligem Mannes: Einerseits freute man sich auf die durchaus noch nicht alltäglichen Süßigkeiten, die er mitbringen werde, andererseits war man doch etwas besorgt, ob der unvermeidlich ihn begleitende Hans Muff einen nicht wegen unartigen Betragens mit der Rute streichen oder gar in den Sack stecken werde. Im Kindergarten gingen zudem glaubwürdige Schilderungen großer Jungen um, die sich im Vorjahr mutig aus dem Sack befreit hatten. Heute hat der heilige Nikolaus – ein Glück, wenn er nicht als kitschiger „Weihnachtsmann“, sondern, wie auf unserem Bild, als Bischof in entsprechendem liturgischem Gewand auftritt – seinen Schrecken verloren. Er nimmt den Hans Muff nur noch zu fröhlichen Vereinsweihnachtsfeiern mit – wie etwa der Schützenbruderschaft oder der Heimatfreunde, hier zum uneingeschränkten Vergnügen der Beteiligten.

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