Über uns Geschichte Brauchtum Vorgebirge Mundart Sitemap Intern Dateschutzerklärung
Startseite Geschichte Kalender "Roisdorf wie es war" Kalender 2025

Geschichte


Historischer Überblick Der Mineralbrunnen Burgen, Schlösser und Villen Kirche und kirchliches Leben Leben und Arbeiten in Roisdorf Spannende Orte Vereine und Gruppen Kalender "Roisdorf wie es war" Fundstücke

Kalender 2025 Kalender 2024 Kalender 2023 Kalender 2022 Kalender 2021 Kalender 2020 Kalender 2019 Kalender 2018 Kalender 2017 Kalender 2016 Kalender 2015 Kalender 2014 Kalender 2013 Kalender 2012 Kalender 2011 Kalender 2010 Kalender 2009 Kalender 2008 Kalender 2007 Kalender 2006 Kalender 2005 Kalender 2004 Kalender 2003 Kalender 2002 Kalender 2001

Impressum Kontakt

Kalender 2025

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

„Roisdorfer natürlich“, Anfang 1950er Jahre

Quelle: Britzke, Siefenfeldchen

Auch nach der Zeit des in technischer und kommerzieller Hinsicht kreativen Pächters Wilhelm Custor hatten im 20. Jahrhundert die Geschäfte des Roisdorfer Mineralbrunnens weiter floriert, doch galt es in der Nachkriegszeit, sich neuen Anforderungen zu stellen. Hierzu gehörte es in den frühen 1950er Jahren, die Werbung für die Produkte zeitgemäß zu gestalten. Man bediente sich hierbei geschickter Grafiker, welche moderne und oft witzig gestaltete Entwürfe für Plakate und andere Werbematerialien erstellten. Unter anderem lieferte solche der bedeutende Maler Hann Trier (1915-1999), der seit 1946 Wohnung und Atelier in der Burg Bornheim hatte und zu den Begründern der Alfterer Künstlergruppe „Donnerstag-Gesellschaft“ zählte. Dass der hier abgebildete, handgemalte Entwurf für ein Webeplakat, der mit einer Reihe von weiteren, im ähnlichen Stil gestalteten erhalten blieb, von seiner Hand stammt, ist durchaus möglich, wenn auch, da unsigniert, leider nicht gesichert.

Januar

„Den gefallenen Söhnen die dankbare Gemeinde“, 192

Quelle: Naunheim

Vor genau 100 Jahren, am 11. Januar 2025, versammelten sich am Roisdorfer Lindenberg unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Vertreter von Lokalpolitik, Reservistenverbänden und Vereinen wie den St. Sebastianus-Schützen zur Einweihung des „Krieger-Denkmals“. Der damalige Roisdorfer Pfarrer Ignaz Goertz, in der Mitte der Gruppe zu erkennen, segnete das Denkmal ein. Dort, wo ehemals die Roisdorfer Gerichtslinde gestanden haben soll, hatte man einen von einem antiken Kriegerhelm bekrönten massiven Pfeiler als Mahnmal für die auf einer Bronzeplatte verzeichneten Soldaten errichtet, die im Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 gefallen waren. Insgesamt waren es 286 Roisdorfer Männer gewesen, die sich an dem unsinnigen Krieg gegen den französischen Erbfeind hatten beteiligen müssen. Von ihnen verloren 54 ihr junges Leben, etliche waren von den Folgen der Verwundungen noch lange gezeichnet. Um sie alle zu würdigen, benannte man die dem Mahnmal benachbarte Straße ins Oberdorf von „Lehmdahl“ in „Ehrental“ um.

Februar

Was für eine Pracht!, 1993

Quelle: KG Vorgebirgssterne

Zu recht mit Stolz blickt der Günther Schaefer auf den von seiner KG Vorgebirgssternen wiederum ganz in Eigenarbeit erstellten, diesmal einen exotischen Früchtecocktail darstellenden Prunkwagen. Jedes Jahr beteiligt sich die 1974 gegründete Tanzgruppe am Roisdorfer Weiberfast-nachtszug, in den 1980er und 1990er Jahren eben mit solchen pracht-vollen, von den Herren des Vereins gebauten und dann mit von den Damen in wochenlanger Handarbeit gefertigten Papierröschen geschmückten Wagen. Damit stand man in Konkurrenz zu den Prunk-wagen anderer Roisdorfer Vereine, wie dem TuS Roisdorf, den „Nixen von der Quelle“, den St. Sebastianus-Schützen etc., und mit Spannung erwartete man, bei der Karnevalsveranstaltung im Zelt an Kirmessamstag den ersten Preis der Wagenprämierung zu erhalten. Der jeweilige, nicht weniger aufwändige vor Ort gebaute Prinzessinnenwagen lief außer Konkurrenz. Als die dem Wagenbau dienenden Hallen, nicht zuletzt die des Centralmarkts, nicht mehr zur Verfügung standen, schrumpften allmählich auch die Wagen. Heute sieht man leider fast nur noch andernorts gemietete Karnevalswagen im Roisdorfer Weiberfastnachtszug.

März

Leckere schlesische Wurstwaren im Rheinland, 1950e

Quelle: Reske, Bonner Str.

Familiengeführte Lebensmittelgeschäfte, erst recht handwerklich arbeitende Metzgereien, gibt es in Roisdorf seit einigen Jahren keine mehr. Noch in den 1960er bestand auf der Bonner Straße neben der Metzgerei von Palms Matthes die Metzgerei Reske. Im Oberdorf auf der Bachgasse (Berliner Straße) bestand sogar noch ein kleine Metzgereifiliale Berressem. Hubert Reske, dessen Familie aus Leobschütz in Oberschlesien vertrieben worden war, hatte 1955 sein Geschäft in der Brunnenstraße gegründet, wobei erzählt wird, dass bei der Vermietung der Räumlichkeiten ihm zur Auflage gemacht wurde, verheiratet zu sein, weshalb er innerhalb von sechs Wochen seine Freundin Magdalene Hirzmann ehelichte. Das Ehepaar Reske betrieb das Geschäft in der Brunnenstraße mit der Spezialität „Schlesische Wurstwaren“, bevor man 1968 in die Räume der ehemaligen Metzgerei Esser in der Bonner Straße wechselte, wo sich noch zuvor die der jüdischen Familie Scheuer befunden hatte. Später wirkte der Sohn Achim Reske erfolgreich dort weiter, baute das Ganze im Jahr 2000 aus und betrieb das Ladengeschäft bis 2019, schließlich bis zur bedauerlichen Einstellung 2022. als Wildfachhandlung.

April

„Christ ist erstanden, Halleluja!“, 1917

Quelle: Heimatfreunde Roisdorf

Wohl kaum jemand wird sich noch daran erinnern, aber das großformatige Altargemälde der Auferstehung Christi hing bis 1967 in der von Brunnenpächter Wilhelm Custor gestifteten Roisdorfer Friedhofskapelle. In einer Schwarz-weiß-Version haben wir es auch schon in einem früheren Kalender veröffentlicht. Es wurde 1917 von dem Bornheimer Malermeister Hermann Streng (1877-1959) angefertigt, der nicht nur Anstreicher, sondern auch begabter Kunstmaler war und von dem sich manches weitere künstlerische Kleinod (Landschaften, Stillleben, Andachtsbilder) erhalten hat. Im niederländischen Leyden als Kirchenmaler ausgebildet, kam er als Angestellter des Maler- und Lackiergeschäfts Peter Boos nach Bornheim. Sein Haus in der Königstraße ziert heute noch eine Malerpalette. Um die Dokumentation des malerischen Nachlasses (Landschaften, Stillleben, Andachtsbilder) hat sich vor einigen Jahren der Bornheimer Peter Nettekoven, ein Verwandter von Streng, verdient gemacht.

Mai

Brautzoch en de Baachjass, 1950

Quelle: Kreutzberg, Annastraße

Ein Brautzug – ein von blumenstreuenden Kindern geführter feierlicher Zug der Brautleute, der Eltern, Verwandten und Freunde vom Elternhaus der Braut zur Kirche oder von der Kirche zurück dorthin – dies war bis zum Beginn der 1970er Jahre eine liebe Tradition auch in Roisdorf. Hier sehen wir die Brautleute Käthi Thiesen und Richard Binicki im Jahre 1950 nahe des Elternhauses der Braut, und zwar in der „Baachjass“, der „Bachgasse“, der Straße zwischen Oberdorfer Weg und Schussgasse, die man später, als Bornheim Stadt wurde, aus unerfindlichen Gründen in „Berliner Straße“ umbenannte. Nichts gegen Berlin, aber doch wohl eine höchst unpassende Idee. Man sieht, dass die Bachgasse damals noch fast ganz mit den für das Vorgebirge typischen kleinen Fachwerkhäusern bzw. -gehöften bestanden waren, von denen sich nur wenige erhalten haben. Auf unserem Bild zu erkennen, von rechts nach links, „Thiesens Schüer“, die Häuser Roggendorf, Scheben, Wünsch und Düx. Auf der heute bebauten Bergseite der Bachgasse stützte eine lange Betonmauer das Gelände der Villa von „Botze Pitter“ ab.

Juni

„Schönste Stätte der Menschheit“, Anfang 1970er Ja

Quelle: Kempf

„Da man von hier oben die ganze, weite Heimat überblicken kann, habe ich dem Hotel den Namen ‚Heimatblick‘ übergeben. Damit für alle Zukunft diese schönste Stätte der Menschheit zugänglich und erhalten bleibt, habe ich (Wilhelm Maucher) diesen kostbaren Besitz notariell der Familie Heinrich Kempf nach meinem Tode als Besitz und Eigentum vermacht“. Über Jahrzehnte erfreuten sich dort Gäste von Nah und Fern, zunächst in einer gemütlichen Gartenwirtschaft, dann ab den späten 1960er Jahren im modern und großzügig erbauten Hotel-Restaurant-Café mit Minigolfanlage nicht allein des herrlichen Blicks über die Kölner Bucht, sondern auch des berühmten „Rebellenbluts“, des Brombeerweins, den der Alfterer Vorgebirgsrebell Wilhelm Maucher aus den ringsum angebauten Früchten produzierte. Irgendwann lohnte sich der Betrieb indes nicht mehr. Seit der Schließung 2010 ist das vor sich hin rottende Gelände nur noch ein „Lost Place“, ein Sehnsuchtsort nicht allein für Einheimische.

Juli

„Botterramme“ und die „Tööt“ hatte man im Feld dab

Quelle: Kreutzberg, Annastraße

Die harte Arbeit auf den Feldern des Roisdorfer Oberdorfs, sie war einst durchaus auch Sache der Frauen. Und auch die Kinder waren selbstverständlich dabei. Auf unserem Bild erkennt man Elisabeth Fendel, geb. Weber, mit ihrem kleinen Sohn Heinrich sowie Annchen Thiesen, geb. Kuhl, mit ihrer Tochter Maria, wie sie bei der Feldarbeit eine Rast einlegen. „Botterramme“ und Kaffee in der „Tööt“, der Blechkanne, hatte man im Korb mitgenommen. Eine idyllische ländliche Szene, wie sie in früheren Jahrzehnten gewiss alltäglich war, wie man sie heute aber gar nicht mehr kennt.

August

Ganz schön bunt in Roisdorf, 1970er Jahre

Quelle: Schwarz, Brunnenstraße




Ansichtskarten sind heute, da man WhatsApp, Instagram oder Ähnliches benutzt, um Bildergrüße aus Orten, die man besucht oder an denen man lebt, zu versenden, ja eine aussterbende Spezies. Vor 50 Jahren war das noch anders. Auf unserer Karte findet man neben der eben erst fertiggestellten, modern gestalteten Pfarrkirche St. Sebastian einen Blick das Ehrental hinunter auf den Oberdorfer Weg zu mit ihrer ebenfalls moderner Wohnbebauung, einen Blick von der kleinen Grünanlage auf dem sog. „Dreieck“ auf die Einmündung der Friedrichstraße, noch ohne das spätere Sparkassengebäude, sowie natürlich den Blick auf den zu allen Zeiten als Ansichtskartenmotiv beliebten Brunnenpark. Dort, wo es nicht genug bunte Blümchen gab, wurden diese nachträglich in die Fotos hineingetupft. Schöne, oder durchaus auch geschönte, „gephotoshoppte“ Bilder dieser Art werden indes auch heute gerne verschickt.

September

Seither stimmt der Termin der Roisdorfer Großkirme

Quelle: Sickert, Ehrental

Am 28. September 1975, also vor genau 50 Jahren, war es endlich soweit: Die neuerbaute, bereits seit fast zwei Jahren in gottesdienstlichem Gebrauch befindliche Pfarrkirche St. Sebastian Roisdorf konnte geweiht werden. Man hatte hierfür bewusst den vierten Sonntag im September, den traditionellen Roisdorfer Kirmessonntag gewählt. Dieser Termin hatte mit der Weihe der alten, 1969 aufgegebenen und noch immer in verfallendem Zustand bestehenden Pfarrkirche nichts zu tun gehabt. Er war seinerzeit lediglich aus dem Grunde gewählt worden war, dass es eine Woche nach der Großkirmes der Alfterer Pfarrei war, der Roisdorf bis 1891 angehört hatte. Die feierliche Weihe der noch provisorisch eingerichteten Kirche nahm der Kölner Weihbischof Hubert Luthe vor. Man sieht ihn hier, wie er die Reliquien des Pfarrpatrons St. Sebastian vor deren Einmauerung in den neuen Altar segnet. Heute gibt es leider so gut wie keine Weihen neuer Kirchen im Erzbistum Köln mehr. Man kann froh sein, wenn die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg neuerbauten Pfarrkirchen weiter bestehen bleiben.

Oktober

Eine standesgemäße gräfliche Residenz, 1960er Jahr

Quelle: Gierlich, Siefenfeldchen

In lateinischer Sprache ist über der Türe zur Veranda von Haus Tauwetter zu lesen, dass die Eheleute Wilhelm Mörner, Graf von Morland, Architekt, und Eliza Giesler das Gebäude im Jahre des Herrn 1872 errichtet haben. Der 1831 in Schweden geborene Maler, Architekt und Bauforscher hatte eine Tochter der bekannten Brühler Unternehmerfamilie Giesler geheiratet und wählte für die Errichtung seines Schlösschens ein Grundstück nahe der ihm bekannten Roisdorfer Wolfsburg und neben der Wolfsschlucht, in der der leidenschaftliche Jäger auf die Pirsch gehen konnte. Hier lebte die Familie standesgemäß bis in die 1890er Jahre, bevor die „Gelbe Burg“ an die Familie von Wrede-Melschede überging. Im Jahre 1982 richtete man hier die Fachklinik „Haus Tauwetter“, eine Therapeutische Gemeinschaft im Therapieverbund des SKM e.V. Köln, ein. Aus den Bäumen lugt oben ein kleines Fachwerkhaus hervor, in dem noch vor den Mörners ein Kölner Weinkaufmann namens Stoof wohnte, der dort das Plateau „Kölner Sitz“ geschaffen hatte, von dem aus man damals das ganze Rheintal vor Augen hatte.

November

Gut gelaunter „Stammtisch Contra“, 1950er Jahre

Quelle: Hamacher, Friedrichstraße

Skat gibt es überall, „Sibbeschröm“ aber nur im Rheinland, zwischen Niederrhein, Oberbergischem und Eifel. Das Spiel, für das man die üblichen Skatkarten verwendet und dessen Name sich als „Sieben Striche“ übersetzen lässt, ist leicht zu erlernen und hat einen großen Unterhaltungswert. So kann man es z.B. in der Stammtischrunde in der Wirtschaft ungezwungen spielen und sich gleichzeitig über alles Mögliche fröhlich auslassen. Es gibt bzw. gab sogar eigene Sibbeschröm-Clubs in der Region und Turniere im dörflichen Rahmen. Mit dem weitgehenden Verschwinden der Gastwirtschaften nicht nur in Roisdorf ist jedoch auch der „Sibbeschröm“, dieses rheinische Kulturgut, vom Aussterben bedroht. Hier sehen wir Gastwirt Addi Hamacher mit seinen gut gelaunten Freunden Hubert Schlösser, Heinz Fassbender und Jupp Schmitz beim Sibbeschröm am „Stammtisch Contra“ in seiner – inzwischen leider geschlossenen – „Gemütlichen Ecke“.

Dezember

Moderne Mineralwasserabfüllung mit Dampfmaschine,

Quelle: Heimatfreunde Roisdorf

Mit der Übernahme durch den neuen Pächter, den Kölner Apotheker Wilhelm Custor, begann im Jahre 1876 ein ganz neues Kapitel der langen Geschichte des Roisdorfer Mineralbrunnens: Man gab sämtliche, nicht mehr lukrative Kurort-Aktivitäten auf. Das wissenschaftliche Gutachten eines Dr. Freytag hierzu war versehen mit drei Stahlstichen, auf denen der Roisdorfer Brunnen abgebildet war. Entscheidender Unterschied zu früheren Abbildungen: Es erhebt sich nun über der Brunnenstube an der Stelle des luftigen Holztempels ein zentralgestaltiger, geschlossener Bau, dem ein weiteres, doppelstöckiges Gebäude mit Schornstein angegliedert ist – Hinweis auf die mechanisierte und von einer Dampfmaschine betriebene Abfüllung des Mineralwassers. Repräsentativ das Ganze, innovativ und zukunftsweisend, aber eben insgesamt weit eher eine Industrie- als eine Kurortanlage.